Diese Seite beschreibt die Installation und Einrichtung des XMPP/Jabber-Servers ejabberd auf einem Debian Buster-System.

Begriffe und Variablen

Variable

Bedeutung

Beispiel

DOMAIN

Domain des Jabberservers

systemausfall.org

JID

Jabber-Identifier, vollständige Jabber-Adresse

admin1@jabber.systemausfall.org

NAME

Nutzername

alice

HOST

Jabber-Host

ejabberd@jabber

PASSWORT

Ein Passwort

VHOST

Virtueller Jabber-Host

jabber.systemausfall.org

Installation

In Debian Buster ist Version 18.12 von ejabberd enthalten. In den Backports ist eine aktuellere Version enthalten. Zur Installation sind die folgenden Schritte notwendig:

apt install ejabberd ejabberd-contrib erlang-p1-mysql -t buster-backports

Während der Installation wird ein Adminaccount eingerichtet.

Konfiguration

Die Konfiguration findet über die Datei /etc/ejabberd/ejabberd.yml statt. Durch zahlreiche Kommentare ist die Datei gut erklärt - ansonsten hilft die umfangreiche Doku weiter. Ab und an wird die Syntax vereinfacht - ein Blick in die aktuelle Beispiel-Datei hilft hier weiter.

Zudem kannst du dir ein Beispiel an der Konfiguration von Schokokeks und Trashserver nehmen.

DNS-Einträge

Über Service-Records (SRV) wird im Domain-Name-System (DNS) hinterlegt, auf welchem Port bestimmte Dienste für Clients und Server erreichbar sind. Die Konferenzräume des XMPP-Servers stehen meist unter conference.DOMAIN zur Verfügung. Ein entsprechender DNS-Eintrag sollte angelegt werden. Entsprechende SRV- und TXT-Einträge sollten ebenfalls gesetzt werden (siehe):

Eintrag

Host

Ziel

Anmerkung

SRV

_xmpp-client._tcp.jabber.systemausfall.org

jabber.systemausfall.org:5222

Client-2-Server

SRV

_xmpp-server._tcp.jabber.systemausfall.org

jabber.systemausfall.org:5269

Server-2-Server

SRV

_xmpps-client._tcp.jabber.systemausfall.org

jabber.systemausfall.org:443

Client-2-Server

SRV

_stun._tcp.jabber.systemausfall.org

jabber.systemausfall.org:3478

STUN

SRV

_stuns._tcp.jabber.systemausfall.org

jabber.systemaufall.org:5349

STUN, verschlüsselt

SRV

_turns._tcp.jabber.systemausfall.org

jabber.systemausfall.org:5349

TURN, verschlüsselt

TXT

_xmppconnect.jabber.systemausfall.org

_xmpp-client-xbosh=https://jabber.systemausfall.org:5280/bosh

Websocket

CNAME

conference.jabber.systemausfall.org

jabber.systemausfall.org

CNAME

echo.jabber.systemausfall.org

jabber.systemausfall.org

CNAME

irc.jabber.systemausfall.org

jabber.systemausfall.org

CNAME

proxy.jabber.systemausfall.org

jabber.systemausfall.org

CNAME

pubsub.jabber.systemausfall.org

jabber.systemausfall.org

CNAME

upload.jabber.systemausfall.org

jabber.systemausfall.org

Firewall

Folgende Ports müssen in der Firewall geöffnet werden:

Port

Protokoll

Verwendung

3478

TCP

Für STUN

5222

TCP

Für Clients, die sich mit dem Server verbinden wollen

5269

TCP

Für andere Server, die sich mit dem lokalen Server verbinden wollen

5280

TCP

Für den internen Webserver (Adminwebinterface, Registrierung von Accounts

5349

TCP

Für TURN

5443

TCP

Für den Dateiupload

7777

TCP

Für Dateitransfers via Proxy

Sicherheit erhöhen

Über IM Observatory lässt sich die Einrichtung des jeweiligen Servers nach Sicherheitsaspekten bewerten. Es ist sinnvoll, den eigenen Server dort einen Test zu unterziehen und die bemängelten Punkte zu bearbeiten. Hinweise zur Erhöhung der Sicherheit befinden sich auch im Blog von process one.

Zertifikate von Let's Encrypt

Mit Let's Encrypt gibt es eine einfach zu nutzende Möglichkeit, anerkannte Zertifikate zu erzeugen. Zahlreiche Anleitungen erklären, wie das grundsätzlich geht. Dein Zertifikat sollte nicht nur auf die XMPP-Domain, sondern gleichzeitig auch auf alle als CNAME angelegten Domainnamen ausgestellt werden. Sind die Zertifikate erzeugt, liegen sie bei Debian unter /etc/letsencrypt/live. Da das Verzeichnis root:root gehört, hat ejabberd darauf keinen Zugriff. Es bietet sich an, unter /etc/ejabberd/ eine Zertifikatsdatei zu erstellen (Rechte ejabberd:root und sie mit den Daten aus dem letsencrypt-Verzeichnis zu befüllen:

cat /etc/letsencrypt/live/domain.tld/privkey.pem /etc/letsencrypt/live/domain.tld/fullchain.pem >> /etc/ejabberd/ejabberd.pem

Anschließend sollte ein entsprechender cron-job erstellt werden, der die Datei bei jeder Zertifikatserneuerung aktualisert und die ejabberd-Konfiguration neu lädt.

Seit Version 17.11 unterstützt ejabberd das ACME-Protokoll. Folgende Angaben sind für die automatische Erstellung und Nutzung per ejabberdctl notwendig:

listen:
  -
    port: 5281
    module: ejabberd_http

certfiles:
  - "/data/ejabberd/ejabberd.pem"

acme:
  contact: "mailto:info@example.org"
  ca_url: "https://acme-v01.api.letsencrypt.org"

Anschließend muss der Webserver so konfiguriert werden, dass er Anfragen auf Port 5281 an ejabberd weiter leitet.

Unsichere SSL-Varianten deaktivieren

Erneut die Konfigurationsdatei bearbeiten und an den entsprechenden Stellen - "no_sslv3 einfügen:

protocol_options:
   - "no_sslv2"
   - "no_sslv3"
   - "no_tlsv1"

s2s_protocol_options:
   - "no_sslv2"
   - "no_sslv3"
   - "no_tlsv1"

Passworte als Hash speichern

Bei Verwendung der internen Mnesia-Datenbank werden die Passworte standardmäßig im Klartext gespeichert. Dies kann mit den folgenden Optionen in der Konfigurationsdatei geändert werden:

auth_method: internal
auth_password_format: scram

Bereits in Klartext gespeicherte Passworte werden beim nächsten Start von ejabberd umgewandelt.

Sichere Passworte erzwingen

Damit User nicht zu einfache Passworte bei der Erstellung von neuen Konten verwenden, kann folgende Option im Abschnitt mod-register aktiviert werden:

password_strength: 32

Spamschutz

XMPP-Spam ist lästig. Sofern für den eigenen Server die offene Anmeldung (In-band Registration) erlaubt ist, sollte zumindest eine Captcha-Abfrage eingerichtet sein, damit Bots nicht zahlreiche Accounts anlegen können. Die meisten Clients betten das Captcha dank XEP-0158 bei der Registrierung direkt ein. Sollte der Client dies nicht unterstützen, wird zumindest eine Link angezeigt, um das Captcha über den Browser aufzurufen.

Weitere Hinweise zur Spamreduzierung befinden sich im Vortrag von ProcessOne.

Sprach- und Videochats

Ab Version 20.04 bietet bietet ejabberd alle Voraussetzungen für Sprach- und Videochats. In der einfachsten Variante sieht die Konfiguration dafür so aus:

  -
    port: 3478
    transport: tcp
    module: ejabberd_stun

  -
    port: 5349
    transport: tcp
    module: ejabberd_stun
    use_turn: true
    turn_ip: $DEINE_IP
    tls: true

mod_stun_disco:
  services:
     -
       host: $DEINE_IP
       port: 3478
       type: stun
       transport: tcp
      -
       host: $VHOST
       port: 5349
       type: turns
       transport: tcp

Die Funktionalität kannst du anschließend hier testen.

Optimierung für mobile Clients

Neben klassischen Desktop-Programmen verbreitet XMPP sich auch auf verschiedenen Smartphone-Systemen. So gibt es mit Conversations bspw. es einen wirklich guten XMPP-Client für Android-Geräte. Damit die Nutzung mit unterschiedlichen Clients angenehmer wird, können einige Optimierungen vorgenommen werden.

HTTP File Upload

HTTP File Upload ermöglicht Dateitransfer per HTTP-Upload. Da ejabberd auf einem speziellen Port auf die Uploads wartet, muss die Firewall entsprechend konfiguriert sein. Anschließend wird ejabberd.yml angepasst:

Tor Hiddenservice einrichten

Der XMPP-Server kann recht einfach als Tor Hiddenservice betrieben werden.

In der Datei /var/lib/tor/hidden_service/hostname ist der automatisch generierte .onion-Link hinterlegt, der nun als Adresse publiziert werden kann. Du solltest noch folgende Hinweise beachten.

Administration

Webfrontend

Über das Webfrontend kann der Server umfangreich konfiguriert werden. Es ist üblicherweise unter https://DOMAIN/admin zu erreichen.

Einloggen können sich in /etc/ejabberd/ejabberd.yml eingetragene Admins mit ihrer vollständigen JID und dem entsprechenden Passwort.

neue User anlegen

Sofern das entsprechende Modul aktiviert ist, können User mit ihrem Client selbständig neue Accounts registrieren.

Für Admins gibt es zwei Möglichkeiten:

Userpasswort ändern

Auch hier gilt: sofern das entsprechende Modul aktiviert ist, können User mit ihrem Client das Passwort selbst ändern.

Admins können dies über das Webfrontend tun: https://DOMAIN/admin/server/VHOST/users.


Fussnoten und Hinweise

  1. Entgegen der Dokumentation ist das convert-Tool aus graphicsmagick-imagemagick-compat nicht vollstängig kompatibel zur imagemagick-Version (1)


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