Kundenkarten haben ein Ziel: die Absätze des ausstellenden Unternehmens zu steigern. Inwieweit möchte ich dem Unternehmen dabei behilflich sein und wieviel ist mir eine ersammelter Kochlöffel wert?

Leider ist die Ansicht weit verbreitet, Rabattsysteme würden zum Wohl der Kunden entwickelt werden. Menschen, die sich näher damit beschäftigen kommen schnell zu einem ganz anderen Schluß: "Grundsätzlich gilt, dass der kleinste gemeinsame Nenner aller Mehrwertprogramme ist, dass der jeweilige Teilnehmer durch die Übergabe bzw. in Aussichtstellung eines zusätzlichen Vorteils, motiviert werden soll, sein Konsumverhalten zu verändern oder zumindest in eine bestimmte, erwünschte Richtung zu lenken." ([http://www.xing.com/cgi-bin/forum.fpl?op=showarticles&id=147370 Andreas Redlin])

Dies ist eine altbekannte Tatsache, die sich auch ohne BWL-Studium nachvollziehen lässt. Momentan werden Rabattkarten aber so gut beworben, dass viele Menschen deren eigentliches Ziel aus den Augen verloren haben. Deswegen werden hier die Punktesammelsysteme etwas genauer unter die Lupe genommen.

TableOfContents

Informationen zu Kundenkarten und Rabattsystemen

Übersicht

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Vorteile aus Sicht der anbietenden Unternehmens

FINANZtest vergleicht Bonusprogramme

Das Magazin FINAZtest verglich in der [http://www.stiftung-warentest.de/online/bildung_soziales/test/1234164/1234164/1237894.html Februarausgabe 02005] einige Rabatt- und Bonusprogramme. Das Fazit: "Die ideale Kundenkarte oder das beste Rabatt- oder Bonussystem gibt es unter den getesteten Programmen nicht. Die ideale Kundenkarte wäre kostenlos, mit übersichtlichen Sofortrabatten oder schneller Verrechnung bei vielen Partnern und mit verbraucherfreundlichen Datenschutzbestimmungen oder gleich ganz anonym. Apropos Anonymität: Nur bei zwei der 36 untersuchten Kundenbindungssystemen kann der Kunde anonym bleiben, bei Aral/BP und Esso. Wer woanders eine Kundenkarte beantragt, muss persönliche Daten preisgeben. Für ein reines Rabattprogramm ist das unnötig, wie das System einfacher Treuekarten mit Stempeln oder Klebepunkten zeigt. Sie funktionieren auch ohne Kundendaten. Wenn etwa das Kaffeehaus das achte Getränk kostenlos serviert, sind das immerhin 12,5 Prozent Rabatt. Keines der untersuchten Programme bietet so hohe Rabatte auf so einfache Art."

ZDF Ratgeber WISO

Fazit: "Wer selber feilscht und nach Rabatten fragt, kann mehr Geld sparen als mit Rabattkarten. Möchte man sein Einkaufsverhalten trotzdem preisgeben, kann man die kostenlose REWE-Karte oder gegen Gebühr die BSW-Karte nutzen. Von kostenpflichtigen, aber unseriösen Karten wie der Karte von Euroland, sollte man besser die Finger lassen."

Interview mit Rena Tangens vom Foebud e.V.

ARD.de: "Was werfen Sie Firmen wie Loyalty Partner, Betreiber von Payback, oder CAP, Betreiber von Happy Digits, vor?"

R.Tangens: "Es geht bei den Bonussystemen nicht wirklich um Kundenbindung, sondern knallhart ums Datensammeln. Aber die Kundenkartenanbieter verschleiern ihre wahren Absichten. Dadurch können sich die Menschen nicht vorstellen, dass Ihnen echte Nachteile entstehen. Nehmen Sie den Fall Tchibo, bei dem Kundendaten an einen Adressenhändler weitergegeben wurden. In den Geschäftsbedingungen hieß es: "Die Weitergabe Ihrer [...] persönlichen Daten an unberechtigte Dritte außerhalb des Unternehmens Tchibo ist grundsätzlich ausgeschlossen." Daraus schließen arglose Menschen, dass die Daten auf keinen Fall weitergegeben werden. Das Gegenteil ist der Fall, denn es gibt auch berechtigte Dritte - nämlich Unternehmen, mit denen Tchibo einen Vertrag geschlossen hat. Tchibo sagt, das ist doch legal. Wenn das Unternehmen die Kunden vorher gefragt hätte: "Sind Sie einverstanden, dass Ihre Adresse, angereichert mit Wohnortgröße, Kaufkraft und Versandhandelsneigung auf dem kommerziellen Adressmarkt verkauft wird?" - dann wäre es fair gewesen. Es bleibt die Frage, wer da "ja" angekreuzt hätte."

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Bonusprograme am Beispiel Payback

Das "[http://payback.de Payback Bonusprogramm]" ist ein Produkt der [http://www.loyaltypartner.com Loyalty Partner GmbH]. Payback ist quasi _der_ Rabattkartenriese und wird hier deswegen so detailliert beschrieben. Alle Zitate sofern nicht anders gekennzeichnet, sind von der firmeneigenen Webseite, also prinzipiell auch den PaybackkundInnen zugänglich. Diese sollten für einen Moment den Standpunkt wechseln - vom sammelnden Kunden zum Betreiber eines Bonussystems. Die folgenden Aussagen werden dabei behilflich sein.

Ziele von Loyalty Partner

Wer steckt dahinter?

Diese Liste gibt einen kleinen Überblick über die Menschen und Firmen, die hinter Payback/Loyalty Partner stecken und lässt somit die Ziele des Rabattsystems erahnen. Auch hier stammen alle Infos von der Loyalty Partner Webseite.

Loyalty Partner Umsätze

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Was bekommen die Kunden?

Wir wissen nun, was Loyalty Partner mit seinem Spitzenprodukt anbieten möchte und schauen nun, was davon übersetzt aus der Marketingsprache bei den Kunden letztendlich ankommt.

Loyaltypartner ist übrigens der erste [http://www.bigbrotherawards.de/2000/.com/index.html Big Brother Award Gewinner im Bereich Business und Finanzen (2000).

Die Aufmachung der Webseiten

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Während auf loyaltpartner.com Unternehmen angesprochen werden, die zur besseren Kundenbindung erfolgversprechende Maßnahmen ordern können, soll auf payback.de die Kundschaft zum fleißigen Punktesammeln animiert werden.

Was denken Menschen über Payback


Datenschutz 1x1

Was können sie also tun? Hier ein kleines Datenschutz Einmaleins.

Verzichten Sie auf (unnötige) Kundenkarten!

Entsorgen Sie ihre nicht benutzten Karten. Lassen Sie sich keine neuen Karten andrehen.

Zahlen Sie mit Bargeld!

Wenn Sie bar bezahlen, dann können die Firmen Ihr Kaufverhalten nicht messen und verkaufen!

Sagen Sie Ihre Meinung!

Fragen Sie die Firmen, von denen Sie eine Kundenkarte haben, nach den Daten, die von Ihnen gespeichert sind! Zum Beispiel mit den Formbriefen von [http://www.datenschutzzentrum.de/selbstdatenschutz/checkheft www.datenschutzzentrum.de]

Seien Sie sparsam mit Ihren Daten!

Geben Sie nur dann Ihre echten Daten an, wenn es wirklich sein muss! Denken Sie sich eine andere Adresse aus, wenn Sie sich irgendwo anmelden sollen!

Informieren Sie sich und andere!

Unterhalten Sie sich mit anderen Menschen über das, was Sie über Kundenkarten und allgemein zu Überwachung wissen! Informieren Sie sich weiterhin über die Entwicklung der Kundenkarten und deren tatsächliches Kosten-Nutzen-Verhältnis!

Unterstützen Sie Initiativen!

Machen Sie mit bei Projekten, die bereits aktiv sind. Zum Beispiel [http://www.foebud.org FoeBuD e.V.] oder [http://www.stop1984.com Stop1984]!


scherzhafte Dystopie

Die kritisch gesammelten Informationen zu Kundenkarten möchten wir mit der folgenden lustigen Geschichte abschließen. Sie kursiert ohne identifizierbare UrheberIn durch's Internet und wir halten sie hier leicht gekürzt fest.

Pizzamensch: "Danke, dass Sie unseren Pizza Bringservice angerufen haben. Kann ich Ihre..."

Kunde: "Hi, ich möche etwas bestellen."

P: "Kann ich bitte erst Ihre NIDN haben?"

K: "Meine Nationale ID Nummer, ja, warten Sie, die ist 6102049998-45-54610."

P: "Vielen Dank, Herr Schwardt. Sie wohnen in der Rosenstraße 25 und Ihre Telefonnummer lautet 89 568 345. Ihre Firmennummer bei der Allianz ist 74 523 032 und Ihre Durchwahl ist -56. Sie rufen aber von einem anderen Anschluß an, von welchem bitte?"

K: "Hä? Ich bin zu Hause. Wo haben Sie alle diese Informationen her?"

P: "Wir sind an das System angeschlossen."

K: (seufzt) "Oh, natürlich. Ich möchte zwei von Ihren Spezial- Pizzen mit besonders viel Fleisch bestellen."

P: "Ich glaube nicht, dass das gut für Sie ist."

K: "Wie bitte??!!"

P: "Laut Ihrer Krankenakte haben Sie einen zu hohen Blutdruck und extrem hohe Cholesterinwerte. Ihre Krankenkasse würde eine solche ungesunde Auswahl nicht gestatten."

K: "Verdammt! Was empfehlen Sie denn?"

P: "Sie könnten unsere Soja-Joghurt-Pizza mit ganz wenig Fett probieren. Sie wird Ihnen bestimmt schmecken."

K: "Ok, ok. Geben Sie mir zwei davon in Familiengröße. Was kostet der Spaß?"

P: "Das sollte für Sie, Ihre Frau und Ihre vier Kinder reichen. Der Spaß, wie Sie es nennen, kostet 45 Euro."

P: "Wir hängen ein wenig hinterher. Es wird etwa 45 Minuten dauern. Wenn Sie es eilig haben, können Sie sie selbst abholen, obwohl der Transport von Pizza auf dem Motorrad immer etwas schwierig ist."

K: "Woher wissen Sie, dass ich Motorrad fahre?"

P: "Hier steht, dass Sie mit den Ratenzahlungen für Ihren Wagen im Rückstand sind und ihn zurückgeben mussten. Aber Ihre Harley ist bezahlt, also nehme ich an, dass Sie die benutzen."

K: (sprachlos)

P: "Möchten Sie noch etwas?"

K: "Nein, danke. Oh doch, bitte vergessen Sie nicht, die beiden kostenlosen Liter Cola einzupacken, die es laut Ihrer Werbung zu den Pizzen gibt."

P: "Es tut mir leid, aber die Ausschlussklausel unserer Werbung verbietet es uns, Softdrinks an Diabetiker auszugeben."


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